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Franz X. Fischer / Monatsbeilage “Nordbayerischer Kurier” / Nr. 3 - 1983

Wo sich die Talungen des Feilbrunnbaches und des Weides zur Truppach vereinigen, steht auf einer schmalen Erhebung eines der  frühen  christlichen  Baudenkmäler  Oberfrankens, ein kulturgeschicht-
liches Kleinod aus dem 11. Jahrhundert, die dem hl. Ruppert geweihte Kapelle, dessen am 27. März als Patron von Bayern besonders gedacht wird. Er starb 718 am gleichen Tag als Bischof von Salzburg, wohin er, ein Rheinfranke von Worms, von dem bayerischen Herzog Theoderich II. berufen worden war, um den südostbayerischen Raum zu missionieren und zu kultivieren. Sein Gründungswerk ist das Kloster St. Peter in Salzburg. Er gehörte zu jenen Frankenbischöfen, die im 8. Jahrhundert unseren bayerischen Heimatraum dem Christentum erschlossen haben.
Eigentlich, so bezeugt die Sage von der Gründung des Kirchleins, wurde dieses einem frommen Frankenmädchen namens Hrodberta (Rupperta) geweiht, die am Hofe ihrer Eltern zwischen Obernsees und Frankenhaag aufgewachsen ist, und zwar muss es in der Nähe der Kapelle eine fränkische Frühsiedlung gegeben haben, wie der Name des Nachbarortes Frankenhaag ja beweist, die als einzige mitten in anderen germanischen von Hermunduren (Thüringern) oder verstreuten Markomannen bewohnten Ansiedlungen existiert hat.
Diese Splittergruppen der Franken bekannten sich schon im 8. Jahrhundert zum Christentum, während die germanischen Umsiedler noch ihren heidnischen Göttern opferten.
Nun erzählt die Sage: Das fränkische Ehepaar, Hrodbert (Ruppert) und Frau, hatte nur eine einzige Tochter Hrodberta. Sie lebten offen und bekennerfreudig als Christen in ihrer Umwelt. Einmal kam ein Wandermönch in die Gegend, der sich missionierend zu den Heiden begeben hatte. Diese aber vertrieben und verfolgten ihn, und nur durch Zufall oder Gottes Fügung fand er Schutz und Herberge bei Hrodbert, wo er alsbald sich der Tochter annahm und sie das christliche Bekenntnis lehrte. Er machte sie dabei eingehender vor allem mit den frühchristlichen Heiligen bekannt. In unmittelbarer Nachbarschaft (gegen Obernsees zu) wohnte eine heidnische Familie, aus deren zahlreicher Kinderschar sich ein Knabe besonders Rupperta gegenüber feindlich verhielt. Auf Schritt und Tritt verfolgte er sie und beobachtete jede ihrer Handlungen.
Dessen wachen Äuglein war es auch bald nicht entgangen, dass in dem Nachbarhof ein Fremder als Gast aufgenommen worden war, der sich nach Art und Kleidung als christlicher Mönch erkennen ließ. Davon berichtete der Nachbarknabe nicht nur seinen Eltern, sondern hetzte alle umwohnenden germanisch-heidnischen Siedler auf, bis sie nach kurzer Zeit beschlossen, den Mönch zu fassen und zu töten, denn er lästerte die Götter, so ihre Anklage. Bewaffnet rückten ein paar Dutzend vor den wohlbewehrten Hof des Rupert und forderten die Auslieferung des christlichen Priesters. Tief betroffen von dem Geschehen und der Todesdrohung für seinen Lehrer flehte das Mädchen zu den Heiligen um Rettung für den frommen Mann.

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