Chronik
Ber./Legenden
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Ihr Gebet fand Erhörung. Denn es brach plötzlich ein furchbares Unwetter los: Der Tag verfinsterte sich so, dass man eine Hand nicht vor den Augen sah, Hagel in nußgroßen Körnern prasselte auf die aufgehetzte Schar und Nebel umhüllte sie wie mit einem Tuch. So haben der Sage nach, die Heiligen rettend eingegriffen und dem Mönch geholfen. Auch sollen die Himmlischen die Sinne und Geister der Heidenschar so verwirrt haben, dass sie die Waffen gegeneinander kehrten, einander blutig schlugen und unverrichteter Dinge wieder abzogen.
Der Mönch ward gerettet. Doch auch den bösen Knaben ereilte zur selben Stunde die Strafe der Heiligen. Er war, von Angst über seine Untat getrieben, weggelaufen, um sich im Wald zu verstecken. Auf dem Weg zum nahegelegene Berg traf ihn der Blitz und tötete ihn. Später benannte die inzwischen christlich gewordene Gemeinde den 531 Meter hohen Berg mit seinem Gipfel den Bußberg.
Die Heiden aber waren durch diese Ereignisse so erschreckt, dass sie von nun an die fränkischen Christen in ihrer Umgebung in Ruhe ließen. Der Mönch jedoch unterwies Rupperta nicht nur in der Glaubenslehre, er unterrichtete sie auch über die Wirkung und Anwendung der Heilkräuter, die in den Tälern und an den Berghängen wuchsen, so dass später das heranwachsende Mädchen mit ihren Kenntnissen so manche Kranken aus der Heidenschar rettete und zum Christentum bekehren konnte. Bald sprach sich ihre besondere Begabung herum, und sie wurde oft in Not und bei schweren Geburten aufgesucht.
Eines Tages sammelte Rupperta Blumen am Berghang, da wurde sie plötzlich müde und schlief ein. Ein Engel erschien ihr im Traum und lobte sie wegen ihrer Nächstenliebe und Frömmigkeit.
Er forderte sie auf, weiter durch ihr Beispiel für das Christentum zu wirken. Dann wies er ihr an derselbe Stelle, wo heute die Kapelle steht, einen Platz, wo sie eine Quelle fänden, die zum Heil und Wohl der Menschen dienen könne. Wer mit gläubigem Herzen von diesem Wasser trinke, bleibe oder werde seelisch und körperlich gesund. Alle Krankheiten werden geheilt, so ein starker Glaube dies erbitte. Der Glaube versetze Berge! Schließlich sagte der Engel: “Rupperta, gehe hin zu der Stelle, grabe nach der Quelle, sammle das Wasser und hilf damit den Kranken und Notleidenden. Du wirst somit die Gläubigen um dich herum vermehren und so dem Herrn, unserm Gott, auf diese Weise dienen.”
Zweimal hat Rupperta an der Stelle gegraben, doch umsonst. Ihr Mut aber ist nicht gesunken, denn sie war starken Glaubens. Bald sprudelte nach dem dritten Versuch ein kleines Quellwasser aus der Erde. Sie sammelte es und gab es einem Gelähmten, der sie um einen Heiltrunk gebeten hatte, und sagte: “Trinke das Wasser und glaube an seine Segenskraft durch Gott unseren Herrn!” Der Lahme trank und wurde gesund.
Diese Wunderheilung sprach sich in Windeseile in der ganzen Gegend herum, und bald kamen aus allen Gauen Kranke zu der Quelle, fanden Heilung und bekannten sich zum neuen Glauben. Viele von den Geheilten beschlossen sodann, um die Quelle eine Kirche zu bauen, und alle wollten zu dem Bau beitragen.
Später sagte man, Glaube und Liebe hätten dieses Gotteshaus erbaut. Als es fertig war, gab man ihm den Namen “Ruppertskapelle”. Rupperta selbst soll hochbetagt in dem diese umgebenden Kirchhof begraben sein. Bald wurde die Kapelle ein weithin bekannter Gnadenort. Später hat sich die Gründungssage verloren, und man hatte für das gestohlene Rupperta-Altarbild ein Bildnis des Bischofs Ruppert, des Patrons der Bayern, aufgestellt. Manche behaupten, es sei das Bild des Bamberger Bischofs Ruppert.
Dem Wanderer verspricht auch heute noch das mineralisch reiche und frische Wasser aus der seit mehr denn tausend Jahren fließenden, einst als wundertätig verehrten Quelle köstliche Labung. Doch möge er auch mit der Erinnerung an die Gründungssage auch einmal einen der Gottesdienste besuchen, welche im Sommer Samstagabend evangelisch und Sonntagvormittag katholisch gefeiert werden.  In  dem wunderschönen  gotischen Kirchlein mit seinen Freskomalereien aus dem 15. Jahr-
hundert kann das zu einem besonderen Erlebnis werden.

Lit.: H. Franke, Die Klosterbischöfe des Frankenreichs, 1932; K. Diezel, Oberfränkische Sagen und Geschichten, 1949; Oberfränkische Sagen, Verl. Oldenburg, München.

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